Er ist gelernter Wirtschaftsingenieur, leidenschaftlicher Langschläfer, der gerne die Schlummerfunktion seines Weckers ausnutzt, bezeichnet Regionalität bevorzugt als Nachbarschaftshilfe und verpasst seinen Broten lieber Namen als Produktbezeichnungen. Georg Öfferl ist kein Bäckermeister wie er im Buche steht, dafür schreibt der 25-Jährige in der Familien-Bäckerei in Gaubitsch im Weinviertel umso fleißiger an seiner eigenen Erfolgsgeschichte. Die Hauptrolle spielen darin die sechs Mitglieder der Brotfinessen Brotfamilie, die liebevoll und ganz ihrem Charakter entsprechend Rainer Roggen (Roggenbrot mit gequollenen Waldstaudenflocken), Madame und Mademoiselle Crousto (ein französisch inspirierter Urlaib in groß und klein) oder Meister Wenzel (ein Weinviertler Hausbrot mit Fenchel, Kümmel und Koriander) getauft sind. Aber auch die Kleingebäck-Verwandtschaft – "Handgeschlagenes Tafelgold" (Handkaisersemmerl mit Rohmilch und Strasser Rohmilchbutter) und handgeflochtene Sonnenaufgänge (Briocheknöpfe mit Erdäpfel und Rohmilchtopfen) – braucht sich hinter ihnen nicht zu verstecken. Ihr erinnert euch bestimmt, dass die Handsemmel für mich das Maß aller Dinge ist.

Hinter der Brotfamilie zum Anbeißen steht eine echte Bäckerfamilie.


Die Begeisterung für das ehrliche Bäckerhandwerk und gutes Brot scheint bei Öfferl wirklich in der Familie zu liegen. Inzwischen ist es Quereinsteiger Georg nämlich auch noch gelungen, seinen Cousin Lukas, einen gelernten Maschinenbauer, als Lehrbub, Verkaufsleiter und Qualitätsmanager in den vom Großvater gegründeten und seit 1968 bestehenden Betrieb zu holen. Gemeinsam mit den zwei Gesellen Erich und Andreas stehen die beiden abends in der Backstube, wo die Brotteige für Meister Wenzel und Rainer Roggen gemischt, Vorteige und Sauerteige angesetzt werden und gegen Mitternacht das Kleingebäck gemischt wird, bevor Georgs Mutter, Bäckermeisterin Brigitte, um halb 1 Uhr früh mit dem Schlagen der Handsemmeln und Wickeln der Salzstangerl beginnt.

Regionalität als Nachbarschaftshilfe oder Ernten, was man sät.


Mit den Naturgarn-Mascherl über der herrlichen Kruste und dem kleinen Portrait über den jeweiligen Brottyp bzw. die Brotdame sind Rotraud von Oberkulm (ein saftiges Urkornbrot mit Dinkel und Emmer), Robert De Vino (das ideale Brot zum Wein mit Sonnenblumenkernen und Walnussstücken) und Co echte Hingucker. Das Qualitätsbewusstsein beginnt für Georg aber schon viel früher. Und zwar beim Boden, auf dem die Bio-Urgetreidesorten für seine Brote wachsen. Emmer, Einkorn und Waldstaudekorn bezieht er direkt von Demeter-Landwirt Martin Allram und auch das restliche Getreide wie Weizen, Roggen und die Dinkelsorte Oberkulmer Rotkorn, von der „Rotraud von Oberkulm“ ihren klingenden Namen hat, stammt von kleinen Betrieben aus der Region. Dass alle Zutaten zu 100% biologisch sind, versteht sich für ihn von selbst. Worauf es Georg sonst noch bei seiner Brotfamilie ankommt und wie seine Kunden darauf reagieren, erzählt er euch am besten selbst:

"Madame Crousto ist unser französischer Urlaib. Mit ihrer samtbraunen Krume und dem wild-erdigen Geschmack begeistert sie nicht nur die Herren."

Georg Öfferl über eine seiner Brotfinessen

Das Wichtigste bei der Herstellung unserer Brote ist für uns...
Zeit. Viel Zeit. Bis zu 3 Tage liegt unser Sauerteig, bevor er weiterverarbeitet wird. Das hat nichts mit faul, dafür umso mehr mit Geschmack zu tun. Denn nur dann ist er gut genug für meine beiden Gesellen Andreas, Erich und mich.

Unsere Brotfamilie genießt man am besten...
am Morgen mit einer Bio Marmelade und Bio Rohmilchbutter von Strasser zum Briocheknopf. Abends dann unser Brot mit einem Käse von Jumi und einem Achterl Wein.

Die besten Ideen habe ich...
beim Sport. Der bringt Klarheit in meinen Kopf und sorgt obendrein für die eine oder andere innovative Idee.

Das schönste Kompliment, das wir für unser Brot bekommen haben:
Das war eine ausführliche Email einer Kundschaft vom Reformhaus Wallner. Hier ein Ausschnitt daraus: „Ich habe gerade das Brotfinessen-Brot "Rotraud von Oberkulm" bei mir zu Hause ausgepackt und probiert. LEIDER bin ich nun total ANGEFRESSEN – denn ich habe gleich ein ganzes Viertel davon aufgegessen!!! Auch besorgt und verärgert mich, dass ich nun das Gefühl habe, nie wieder ein anderes Brot anrühren zu wollen! Welches hat sonst diese feine, knusprige Kruste, dieses Aroma, diese Leichtigkeit?!! Welches ist so abartig gut, mit bloß ein wenig Butter drauf?!! Ich bin verzweifelt und weiß nicht wie ich es verhindern soll, das Brot mit meinem Mann teilen zu müssen.“

1 Kommentar

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Sonja Schnögl, 02. 03. 2016

Sehr schön, dass es das Brot nun auch im 3. Bezirk gibt. Da komm ich öfter mal vorbei.


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